Vor einiger Zeit geisterte eine Diskussion um ein peinliches Werbevideo
der EU durch die Medien. Die Aufmerksamkeit liegt derzeit
verständlicherweise bei anderen »Internetvideo-Debatten«, dennoch lohnt
sich ein zweiter Blick mit etwas zeitlichem Abstand. Was war geschehen?
Kommentare echauffierten sich zu Recht über ein klischeetriefendes
Videofilmchen. Die EU-Kommission hatte es für 102.000 € (http://science-girl-thing.eu/files/about/about-science-girl-thing-en.pdf)
in Auftrag gegeben, um Wissenschaft attraktiver, weniger männlich
dominiert zu präsentieren. Im Nachhinein fragte ein
süddeutsche.de-Kommentar entgeistert, mit welcher Brille die beauftragte
Agentur wohl an ihren Job herangegangen sei (http://www.sueddeutsche.de/bildung/missglueckte-eu-kampagne-mit-minirock-und-high-heels-ins-labor-1.1394628-2?commentCount=11&commentspage=1#kommentar1687354).
Die Schaltzentrale in Brüssel zog daraufhin die Reißleine, nahm das
Video von ihrer Seite und warf die Twitter-Maschine an, um unter
#realwomeninscience die Debatte in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken.
Fazit: Erstens ist die Krisen-PR der Verantwortlichen aufschlussreich –
da wird mit einem Hashtag bei einer US-amerikanischen Mikroblog-Firma
und einem dürren PDF-Schreiben versucht, der Diskussion den Wind aus den
Segeln zu nehmen. Zweitens weisen die kritischen Kommentare bereits in
die richtige Richtung. Im europäischen Entscheidungszentrum scheint es
weiterhin eine altmodisch strenge Trennung zwischen »science« &
»humanities« zu geben und darüber hinaus ein angestaubtes Repertoire an
Stereotypen, was Chancengleichheitsprobleme sind und wie man damit
umgehen sollte. Es ist löblich, sich der »Geschichten einiger der
Heldinnen europäischer Wissenschaft« bewusst zu werden (Seite 5 in der
PDF-Version der Sammlung unter http://ec.europa.eu/research/audio/women-in-science/pdf/wis_en.pdf#view=fit&pagemode=none).
Dabei darf die EU trotz schicker und teurer Kampagnen aber nicht
übersehen, dass nicht nur »girls«, sondern überhaupt verschiedene
Menschen der Wissenschaft in Europa gut tun würden. Und ich meine jetzt
nicht nur »science«.