2014/01/03

Für ein EU-Sozialsiegel

Im letzten Beitrag ging es um den Erfolg des EU-Bio-Siegels und die Entwicklungen im fairen Handel. Der europäische Verbraucher oder die europäische Verbraucherin steht bei »fairen« Produkten zusätzlich zu der Vernachlässigung des Themas durch die europäischen »konstitutionellen« Institutionen vor der Herausforderung, dass Kaffee beispielsweise ein viel gehandeltes Fairtrade-Produkt ist, bei nachhaltiger Kleidung beispielsweise das Bild wieder unübersichtlich und in Teilen entmutigend wird.
Die Kampagnenorganisation Clean Clothes Campaign konzentriert sich auf die europäischen Märkte, Siegel für nachhaltige Kleidung/Stoffe sind zum Beispiel OE (Organic Exchange) 100 Standard, GOTS (Global Organic Textile Standard) oder bluesign (http://suscitare.wordpress.com/nachhaltigkeit/nachhaltige-mode/).
Was tun in Geschäftsfeldern, denen zu Recht der Ruf anhaftet, besonders sozial verheerend und nicht nachhaltig zu sein (Funktions- und Sportbekleidung)? Derzeit gibt es hier nur die Suche nach den Nischenprodukten, so produziert die Firma Lunge Laufschuhe komplett in Deutschland. Die Schuhe können im Gegensatz zu den Marktführer-Modellen der großen Sportartikelhersteller neu besohlt werden, sicherlich auch ein Nachhaltigkeitsaspekt. In Foren im Netz findet sich einerseits durchaus das Bekenntnis, für solche Produkte, die »in D oder im europäischen Wirtschaftsraum« gefertigt werden, mehr auszugeben. Hohe Preise sind in dieser Logik gerechtfertigt, wenn Adidas, Asics, Nike und Co. »Laufschuhe in Fernost zu lächerlichen Löhnen unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen« herstellen lassen. Gerüchteweise sind andererseits die Löhne auch im Hause Lunge nicht gerade nachhaltig.

Stichwort Arbeitsbedingungen, in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union heißt es: »Jede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer hat das Recht auf gesunde, sichere und würdige Arbeitsbedingungen.« Vor der Europawahl im Mai 2014 – nur noch knapp fünf Monate, von Wahlkampf bisher keine Spur – wäre es ein gutes Vorhaben, ein EU-Sozialsiegel auf den Weg zu bringen, das eine Produktion des jeweiligen Produktes nach europäischen Sozial(mindest)standards zertifiziert.